Gailingen
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Die beiden Gailinger Gedenksteine tragen Tafeln mit der Aufschrift: „Memento Mori“ (Denke daran, dass Du stirbst).
Deportation aus Gailingen
Fünf überlieferte Fotos zeigen Radolfzeller SS-Männer, wie sie die letzten noch im Dorf wohnenden 178 Jüdinnen und Juden aus ihren Wohnungen holten, darunter 84 Insassen des Friedrichsheims und 13 Patienten aus dem jüdischen Krankenhaus. Betty Friesländer, ihr Mann und ihr vierjähriger Sohn, waren unter den Verhafteten. Sie berichtete nach dem Krieg über die Fahrt mit dem LKW nach Singen und den weiteren Abtransport mit einem aus Konstanz kommenden Zug: „Auf der Fahrt nach Randegg flog noch mancher Stein an unsere käfigartige Behausung. […] Als wir an unserem altehrwürdigen „Beth Aulom“ (jüdischer Friedhof) vorbeifuhren, sprachen wir alle laut das „Schma-Israel“. Zunächst verbrachte man uns in die Scheffelhalle in Singen a. H., […]. Dort wurden wir erneut von zwei Beamten in Zivil, die jedoch der Gestapo angehörten, registriert. Unsere Kinder bekamen von der Stadt Milch verabreicht, wofür wir sehr dankbar waren; jedoch wir Erwachsenen blieben ohne jedes Labsal. Einige Stunden später wurden wir wiederum, diesmal zur Volksbelustigung der Singener Stadtbevölkerung, auf offene Lastwagen verfrachtet. Auf dem Bahnhof hieß der Befehl aussteigen und sich wie zu einem Appell in Reih und Glied aufstellen. Und gleich hernach fuhr schon ein Extrazug ein. Diesem entstiegen nunmehr die Juden aus Konstanz. Der Schrecken stand ihnen wie uns selber auf den verhärmten Gesichtern geschrieben. Auf einem Nebengeleise stand bereits ein ausrangierter, alter Eisenbahnzug bereit, die geknechtete Menschenfracht aufzunehmen!“