Die Deportation

Der Befehl, nahezu alle transportfähigen alle Jüdinnen und Juden Badens, der Pfalz und des Saarlandes nach Frankreich abzuschieben, kam von Adolf Hitler. Die Gauleiter Badens (Robert Wagner) und der Saarpfalz (Josef Bürckel) setzten diesen Befehl in der sogenannten Wagner-Bürckel-Aktion am 22. Oktober 1940 um. Am Morgen diesen Tages erschienen Gestapo-Männer an Wohnungstüren und forderten die überrumpelten Jüdinnen und Juden auf, ihre Sachen zu packen.

Für den Transport der etwa 6.500 Menschen, davon etwa 5.600 aus Baden und 900 aus der Saarpfalz, stellte die Reichsbahn neun Sonderzüge bereit. Mit der Begründung, dass die Züge Wehrmachtstransporte seien, passierten sie bei Mulhouse die Grenze zur besetzten Zone und bei Mâcon zur unbesetzten Zone Frankreichs. Die getäuschten französischen Behörden leiteten so die Waggons bis in das Internierungslager Gurs weiter. Dort wurden die deutschen Jüdinnen und Juden auf einer Fläche von etwa drei Quadratkilometern unter verheerenden Bedingungen eingesperrt.

Deportation Kippenheim

Das Lager Gurs

Das „Camp de Gurs“ lag in Südwestfrankreich am Fuße der Pyrenäen und war 1939 von der französischen Regierung zur Aufnahme von Flüchtlingen aus dem spanischen Bürgerkrieg errichtet worden. Insgesamt waren zwischen 1939 und 1945 über 60.000 Menschen in Gurs interniert. Das Lager Gurs war nicht mit den Todeslagern im Osten zu vergleichen. Dennoch war die Unterbringung der Deportierten menschenverachtend. Das Lager bestand aus etwa 380 Baracken, die weder sanitäre Anlagen noch Trennwände und verglaste Fenster hatten. In einer Baracke waren etwa 50 bis 60 Menschen untergebracht. Die Lagerverwaltung Gurs war auf die Unterbringung und Verpflegung der etwa 6.500 Ankömmlinge aus Baden, der Pfalz und des Saarlandes in keiner Weise vorbereitet. Es fehlte an Nahrungsmitteln, Medikamenten und Kleidung. Zu der Winterkälte kam noch eine Ruhrepidemie, die Hunderten von Menschen das Leben kostete.

Das Schicksal der Deportierten

Verschiedene jüdische und christliche Hilfsorganisationen versuchten die Internierten mit den nötigsten Lebensmitteln zu versorgen.

Einige der Deportierten wurden ab Februar 1941 in kleinere Nebenlager verlegt, in denen bessere hygienische Verhältnisse herrschten.

Einigen gelang es bis zum Sommer 1942 in Länder, die bis dato noch nicht in den Krieg eingetreten waren, auszuwandern. Wenigen gelang die Flucht aus dem Lager und konnten im Untergrund überleben.

Ab März 1942 veranlasste Theodor Dannecker, der Leiter des Judenreferats der Gestapo und Bevollmächtigter Adolf Eichmanns in Frankreich, die Deportation aller in Gurs internierten Juden in den Osten. Die aus Viehwagen zusammengestellten Deportationszüge wurden über das Sammellager Drancy bei Paris in die Vernichtungslager Auschwitz und Sobibor weitergeleitet. Die meisten der Deportierten wurden noch am Tag ihrer Ankunft dort ermordet.