Ettenheim
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Gedenkstein in Ettenheim

48.2592073, 7.813998

Deportation

Sechs Ettenheimer Jüdinnen und Juden wurden am 22. Oktober 1940 abgeholt: Aus der Festungsstraße 6 Fanny Lion. aus der Friedrichstraße 55 das Ehepaar Josef und Erne Lion mit den Kindern Bernhard (geb. 1932) und Albert (1935) sowie Raphael Lion, der Vater von Josef Lion. Die Familie Lion hatte großes Glück, sie konnte am 15. Februar 1942 von Gurs aus nach Uruguay emigrieren.[1]  Fanny Lion, die ihr nicht angehörte, ist von den Nationalsozialisten ermordet worden.

Jüdische Ortsgeschichte

Nach einer mittelalterlichen Quelle („Nürnberger Memorbuch“) gehörten die Ettenheimer Juden zu den Opfern der judenfeindlichen Armledererhebung die im Jahr 1338 im Breisgau wütete. Wer diese Übergriffe überlebte, wurde während der Pestpogrome 1348/1349 ermordet oder aus der Stadt vertrieben. Erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zogen wieder jüdische Familien in die damals bischöflich-straßburgische Stadt. Als 1680 die jüdische Gemeinde der Reichsstadt mit Zang aufgelöst wurde, zogen einige ihrer Mitglieder nach Ettenheim. 1682 gründeten sie den auf Schmieheimer Gemarkung liegende jüdische (Verband-)Friedhof. Anfangs nur mit Verstorbenen der jüdischen Gemeinden Ettenheims belegt, diente dieser Friedhof allen jüdischen Gemeinden der südlichen Ortenau als Begräbnisstätte. Die Ettenheimer Gemeinde war klein (Höchstzahl 1890 mit 92 Personen); trotzdem leistete sie sich 1881 den Bau einer repräsentativen Synagoge in der Alleestraße (22). 1933 existierten in Ettenheim an jüdischen Betrieben ein Manufakturwarengeschäft, ein Woll- und Kurzwarengeschäft, zwei Viehhandlungen, eine Metzgerei, die Gastwirtschaft „Zur Krone“ und eine Rechtsanwaltspraxis. Am 10. November 1938 zerstörten SA-Männer und andere Ettenheimer Nationalsozialisten die Inneneinrichtung der Synagoge und verbrannten einen Großteil der Kultgegenstände.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Synagoge

Die Giebelrosette der Ettenheimer Synagoge (Früher in der Aleestraße) dient heute als Brunneneinfassung auf dem Ettenheimmünsterer Friedhof.

Stolpersteine

In den Straßen der Stadt erinnern „Stolpersteine“ an jüdische NS-Opfer von Ettenheim.

Andere Zeugnisse

Im Ettenheimer Rathaus hängt ein Toraschreinvorhang aus der Ettenheimer Synagoge.

Quellen
Rottenecker, Bernd: Ettenheim, in: Jüdisches Leben in der Ortenau 2018, S. 95-101
Krais, Robert / Pilz, Bernhard: Jüdisches Leben in Ettenheim: Steine erzählen, Haigerloch 2010