Wertheim
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Gedenkstein in Wertheim

49.7586035, 9.5128511

Jüdische Ortsgeschichte

1933 lebten in Wertheim knapp mehr als 100 jüdische Menschen. Bereits im März 1933, noch vor dem reichsweiten Boykott, wurde von den Wertheimer Nationalsozialisten zum Boykott jüdischer Geschäfte aufgerufen. 1934 brachte die Stadtverwaltung Plakate mit der Ausschrift „Juden sind in Wertheim unerwünscht“ an den Ortsschildern Wertheims an. Am 10. November 1938, während des Novemberpogroms, verwüsteten SA-Männer das Synagogengebäude. Da dieses mittlerweile in den Besitz der Stadt Wertheim übergegangen war, verzichteten sie darauf es zu zerstören. Außerdem wurden jüdische Geschäfte und Wohnungen demoliert. Ebenfalls am 10. November 1938 kamen zwei jüdische Männer für einige Wochen in das Konzentrationslager Dachau. Anfang September 1939, zu Beginn des Zweiten Weltkrieges hielt man die noch in Wertheim lebenden Juden bis zu deren Deportation am 22. Oktober 1940, „Judenhäusern“, u. a. in der Maingasse 3 fest.

Am 22. Oktober 1940 erhielten die 19 Wertheimer Jüdinnen und Juden, die an diesem Tag in der Stadt waren, den Befehl, in der Bismarckstraße nahe der Stadtkirche St. Venatius auf ihre Abholung zu warten. Da es kalt war, bot ihnen der katholische Stadtpfarrer Karl Bär die Kirche zum Schutz an. Schließlich wurden die Festgenommenen mit der Bahn zum Mannheimer Hauptbahnhof verbracht, wo die nach Südfrankreich abgehenden Sonderzüge bereitstanden. Der jüngste Wertheimer Deportierte war zwei, die älteste Deportierte war 81 Jahre alt.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Gedenksteine

Am Standort der Marienkapelle in der Kapellengasse standen ursprünglich die erste und zweite Synagoge Wertheims. Über dem Portal dieser Marienkapelle erinnert eine Inschrift an die Zerstörung der zweiten Synagoge 1447. Am Neuplatz wurden dann die darauffolgenden Synagogen (abgebrochen 1961) sowie (vor 1662) eine Mikwe errichtet. Heute finden sich dort Zeugnisse der Erinnerung und der Mahnung.

Friedhof

Der 1406 angelegte jüdische Friedhof Wertheims ist der älteste erhaltene in Baden (gegenüber der Mainbrücke).

Quellen
Fauth, Dieter: Wertheim im Nationalsozialismus aus Opferperspektiven. Gedenkbuch zum Projekt Stol-persteine, Zell / a. Main 2013; (2. erheblich erweiterte Auflage 2023)