Wertheim
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Der Wertheimer Gedenkstein besteht aus zwei sich gegenseitig stützenden Steinen, die die deportierten Jüdinnen und Juden aus Wertheim darstellen sollen. „Der kleinere Stein steht für die Kinder und Frauen, der größere Stein für die Männer. Gegenseitig geben sie sich Halt.“ Außerdem bilden die beiden sich berührenden Sandsteine eine „Brücke des Friedens“ zwischen Vergangenheit und Gegenwart und zwischen Juden- und Christentum. Wer die Komposition von der Seite betrachtet, kann ein großes „A“ wie Alpha erkennen, was „Anfang für Frieden“ meint.
Deportation aus Wertheim
Am 22. Oktober 1940 erhielten die 17 Wertheimer Jüdinnen und Juden den Befehl, in der Bismarckstraße nahe der Stadtkirche St. Venatius auf ihre Abholung zu warten. Da es kalt war, bot ihnen Stadtpfarrer Karl Bär die Kirche zum Aufwärmen an. Schließlich wurden die Festgenommenen mit der Bahn zum Mannheimer Hauptbahnhof verbracht, wo die nach Südfrankreich abgehenden Sonderzüge bereitstanden. Der jüngste Wertheimer Deportierte war neun, die älteste Deportierte war 81 Jahre alt. Zwei Wertheimer Deportierte starben in südfranzösischen Lagern, sieben wurden wahrscheinlich nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Sieben Wertheimer Deportierte überlebten die Zeit der NS-Herrschaft, darunter Sigmund und Florine Kahn (besaß amerikanischen Staatsbürgerschaft), die von Gurs aus 1941 in die USA auswanderten und die Geschwister Alice (*1933) und Lot Hammel (*1938), die von Hilfsorganisationen in Heimen und in französischen Familien versteckt wurden.
