Randegg (Gottmadingen)
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47.722697, 8.754802

Jüdische Ortsgeschichte

Um 1665 zogen sechs jüdische Familien nach Randegg. Vermutlich haben sie den jüdischen Friedhof im Gewann „Frötzler“ angelegt. Mit etwa 350 Mitgliedern (ca. 40 % der Ortsbevölkerung) in der Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte die israelitische Gemeinde von Randegg zu den bedeutendsten jüdischen Gemeinde Badens. An der heutigen Otto-Dix-Straße lag das jüdische Viertel. Auch heute noch unterscheidet es sich durch seine stattlichen und mehrstöckigen Häuser von den sonstigen ehemals weitgehend landwirtschaftlich geprägten Anwesen im Dorf. Im jüdischen Viertel stand auch die um die 1810 neuerbaute Synagoge mit Rabbinat und einem Unterrichtsraum.

1933 lebten noch 62 Jüdinnen und Juden im Dorf. Am 10. November 1938, während des Novemberpogroms, drangen auswärtige SS-Männer in Randegg ein mit dem Vorsatz die Synagoge zu zerstören. Bürgermeister Schneble, der dagegen protestierte, wurde von ihnen unter Hausarrest gestellt. Die jüdischen Männer wurden von der SS zur Bachbrücke getrieben, wo man diese zwang, der Sprengung ihrer Synagoge zuzuschauen. Danach wurde die jüdischen Männer in das Konzentrationslager Dachau verbracht; erst nach Wochen wurden sie wieder entlassen. Viele jüdische Familien flohen daraufhin in die Schweiz oder in andere Länder.

Mindestens 23 jüdische Personen, die zwischen 1933 und 1945 in Randegg ihren Wohnsitz hatten, wurden Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Synagoge

Eine stählerne Skulptur auf dem Synagogenplatz markiert die Umrisse der ehemaligen Synagoge Randeggs.

Friedhof

Der jüdische Friedhof von Randegg mit seinen etwa 150 Grabsteinen liegt an einem Waldrand in unmittelbarer Nähe zur Schweizer Grenze.

Quellen
Fleischmann, Dieter: Auf den Spuren des jüdischen Randegg, in: Wolfgang Kramer (Hg.): Gottmadingen vom Bauerndorf zur Industriegemeinde, Gottmadingen / Radolfzell 1997, S. 513 – 525
Hahn / Krüger 2007 Bd. 2, S. 160 – 162 Hahn 1988, S. 305/306
Moos, Samuel: Die Geschichte der Juden im Hegaudorf Randegg, Gottmadingen 1986