Waibstadt
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Gedenkstein in Waibstadt

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Deportation

Am 22. Oktober 1940 wurden die letzten fünf noch in der Stadt lebenden Jüdinnen und Juden abgeholt. Die 75jährige Klara Glück verstarb wenige Woche nach ihrer Ankunft im Lager Gurs, auch der 72jährige Aron Kahn soll dort verstorben sein. Hilde Kahn verh. Waldbaum und Bertha Glück wurden im August 1942 von Gurs aus nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Paula Glück, die Mutter von Bertha Glück, war die einzige Waibstadter Deportierte, der es gelang, die Zeit der Verfolgung zu überleben.

Jüdische Ortsgeschichte

Im Mittelalter (Ersterwähnung 1337) und in der frühen Neuzeit lebten jüdische Familien in der speyrischen Stadt Waibstadt. Auch während des Dreißigjährigen Krieges kam es zu Niederlassungen jüdischer Händler im Ort. 1648 wurde zum ersten Mal die Waibstadter Synagoge erwähnt. 1825 umfasste die kleine jüdische Gemeinde Waibstadt 42 Seelen (2 % der Ortsbevölkerung). 1847 (45?) weihte sie eine neue, schlicht gehaltene Synagoge in der Schlossstraße ein. In diesem Jahr war es auch zu antijüdischen Ausschreitungen gekommen, ausgelöst durch Debatten im badischen Landtag über die vollständige rechtliche Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung. Als 1862 das Gesetz zur rechtlichen Gleichstellung der badischen Juden erlassen wurde, machte sich die allerorten ausgelöste jüdische Landflucht in Waibstadt zuerst kaum bemerkbar, setzte aber nach der Jahrhundertwende umso stärker ein. 1925 lebten nur noch 25 Jüdinnen und Juden in der Stadt, in diesem Jahr wurde in der Waibstadter Synagoge zum letzten Mal ein Gottesdienst gefeiert.

1937 wurde die jüdische Gemeinde Waibstadts aufgelöst und ihre wenigen Mitglieder der jüdischen Gemeinde von Neckarbischofsheim zugewiesen. Ein Jahr später verkaufte der Oberrat der Israeliten Badens die Synagoge an privat, was das Gebäude vor Angriffen während des Novemberpogroms 1938 bewahrte. Da den Nationalsozialisten dadurch das Hassobjekt genommen wurde, richtete sich ihr Hass gegen den jüdischen Verbandsfriedhof am Mühlbergwald.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Friedhof

Die mehr als 2500 Grabsteine auf dem Waibstadter Friedhof im Mühlbergwald geben Zeugnis von der jüdischen Geschichte der Region. Am Rande des Friedhofsgeländes steht ein 1927 errichtetes Mausoleum.

Stolpersteine

Waibstadter „Stolpersteine“: juedisches-kulturerbe-kraichgau.de/stolpersteine-in-waibstadt/

Quellen
Beisel, Peter: Jüdische Spuren in unserer Heimat. Mit besonderer Berücksichtigung der Situation in Waibstadt, in: „Kraichgau“ 17 (2002), S. 97-106
Vögele, W: u.a.: Juden in Waibstadt, in: 1200 Jahre Waibstadt. 1995, S. 256-301