Sandhausen
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Gedenkstein in Sandhausen

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Deportation

Am 22. Oktober 1940 holte die Gestapo die letzten acht noch in Sandhausen lebenden Angehörigen der früheren jüdischen Gemeinde aus ihren Wohnungen und brachten sie zur nächsten Sammelstelle. Mina Wahl starb am 26. November 1940, wenige Wochen nach ihrer Ankunft im Lager Gurs; die betagten Eheleute Emma und Kaufmann Freund sind im Herbst 1941 dort verstorben. Herta und Ludwig Wahl wurden im Sommer 1942 von Gurs aus nach Auschwitz verschleppt und dort vermutlich ermordet. Der Vater Ludwig Wahls kam ebenfalls in Auschwitz ums Leben; die Mutter Berta hingegen überlebte die Befreiung Frankreichs von der deutschen Herrschaft im Jahr 1944 erleben. Die beiden Frauen Berta Wahl und Rebekka Marschal waren die einzigen Überlebenden der aus Sandhausen deportierten Jüdinnen und Juden.

Jüdische Ortsgeschichte

Im kurpfälzischen Ort Sandhausen wurden 1743 erstmals jüdische Einwohner erwähnt. Als Wein-Tabak-und Hopfenhändler sowie als Betreiber von Zigarrenfabriken beteiligten sich die jüdischen Händler am wirtschaftlichen Aufschwung des Ortes. 1867 kaufte die jüdische Gemeinde die ehemalige reformierte Kirche in der Ortsmitte und ließ sie in eine Synagoge umwandeln. Ihren höchsten Mitgliederstand erreichte sie 1871 mit 104 Personen, was einem Anteil von 4 % der Einwohner Sandhausens entsprach; 1925 umfasste sie nur noch 25 Mitglieder.

Am 10. November 1938 kam es in Sandhausen, wie in allen anderen Orten mit jüdischer Einwohnerschaft, zu einer sogenannten „Judenaktion“. Angeführt von einem Heidelberger Oberarzt verwüsteten auswärtige SA-Männer die Wohnungen der jüdischen Familien von Sandhausen. Die Synagoge blieb allerdings von Übergriffen verschont, da sie wenige Wochen davor in den Besitz der politischen Gemeinde Sandhausen übergegangen war.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Synagoge

Die ehemalige Synagoge von Sandhausen ist heute ein Ort der Begegnung (Hauptstraße 115)

Stolpersteine

Sandhausener Stolpersteine: http://www.stolpersteine-sandhausen.de

Quellen
Dorsch, Rudi: „Israelitische Gemeinde“, in: Heimatbuch Sandhausen, 1985, S. 349-356