Nonnenweier
136
Der Nonnenweierer Pfadfinderstamm „Regenbogen“ besann sich auf seinen Namen und an die biblische Vorstellung vom Regenbogen als Zeichen für den Bund Gottes mit der Menschheit. Zuerst beklebten sie einen großen halbrunden Stein mit zerbrochenen Fliesen in den Farben des Regenbogens. Die eigentlich wertlosen Scherben werden zu einem Mosaik zusammengefasst und bringen so die Hoffnung zum Ausdruck, dass aus Zerstörtem Neues entstehen kann. Nach der Fertigstellung des Mosaiks wurde der Stein in zwei Hälften gespalten - wie die Abholung der Nonnenweierer Jüdinnen und Juden im Oktober 1940, die Nonnenweierer in Opfer und Zuschauer spaltete.
Deportation
Hildegard Kattermann beschreibt in ihrem Buch: „Das Ende einer jüdischen Landgemeinde. Nonnenweier in Baden, 1933-1945“ die Abholung der Nonnenweierer Jüdinnen und Juden am 22. Oktober 1940: „In Nonnenweier lebten damals noch 27 Juden. Verständlicherweise hatten nicht alle von ihnen genügend Lebensmittel für die ihnen bevorstehende mehrtägige Fahrt ins Ungewisse im Hause. Einer von ihnen klopfte am Fenster der Wirtschaft „zum Löwen” und erhielt von der Wirtin belegte Brote und anderes mit. […] Einige der Reisefertigen konnten noch kurz mit ihren christlichen Nachbarn sprechen. Beim Schmied verabschiedete sich das jüdische Nachbarsehepaar. Er erzählte mir: „Es. war ein nebliger Morgen. Ich seh sie noch. Jeder mit einem Köfferle. Er sagte: ‚Mir sin nit z’bedüere, aber Ihr.’ Beide kamen um, ihre Tochter auch. Der Sohn war im Ersten Weltkrieg gefallen. Ein damaliger christlicher Kinderschüler erzählte, wie entsetzt er und seine kleinen Kameraden waren, als sie auf dem Nachhauseweg von der Kinderschule dazukamen, wie die Juden auf Leiterwagen verfrachtet wurden, um zum Sammelplatz gebracht zu werden. Die Kinder schrien, das dürfe nicht sein, und rannten nach Hause, um Hilfe zu holen. Die Eltern hatten betretene Gesichter: ‚Ja, es ist furchtbares Unrecht, aber wir können nichts tun.“ Der Abtransport erfolgte von Nonnenweier aus durch SS-Leute auf Lastautos nach Offenburg. Neun der Nonnenweierer Deportierten verstarben in Gurs oder in einem anderen französischen Lager, fünf wurden von den Nationalsozialisten über das Sammellager Drancy nach Auschwitz verschleppt und dort umgebracht. Sechs überlebten, ein Schicksal ist ungeklärt. Jette Rosenberger, eine der Überlebenden, kehrte 1947 im Alter von 78 Jahren in ihr Heimatdorf zurück. Ihr Begräbnis 1950 war die letzte Beisetzung auf dem jüdischen Friedhof von Nonnenweier.