Hemsbach
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Gedenkstein in Hemsbach

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Deportation

Am 22. Oktober 1940 wurden 19 Hemsbacher Jüdinnen und Juden nach Gurs verschleppt. Der älteste Hemsbacher Deportierte war der 91jährige Cäsar Oppenheimer, der ein Textilgeschäft in der Schlossgasse 29 besaß und vor der NS-Zeit ein hohes Ansehen auch bei den nichtjüdischen Hemsbachern genoss. (Ein Platz in der Hemsbacher Altstadt trägt seinen Namen). Er verstarb nur wenige Wochen nach der Ankunft im Lager. Zwischen 1941 und dem Frühsommer 1942 sind weitere acht der Hemsbacher Deportierten in Gurs oder in einem der anderen französischen Lagern verstorben. Metta Ottenheimer und ihre Tochter Inge, die im Besitz von Visa für die USA waren, konnten noch im Mai 1941 von Gurs aus dorthin auswandern. Als ab dem August 1942 die Transporte von Frankreich nach Auschwitz begannen, mussten sich sechs Deportierte aus Hemsbach ihnen anschließen. Alle von ihnen sind dort ums Leben gekommen.

Jüdische Ortsgeschichte

Die Anfänge der jüdischen Gemeinde in dem kurpfälzischen Ort Hemsbach reichen in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Ein jüdischer Friedhof, den auch die benachbarten jüdischen Gemeinden nutzten, wurde 1674 angelegt. 1846 machte die jüdische Gemeinde mit 142 Mitgliedern 10 % der Ortsbevölkerung aus. In diesem Jahr weihte sie ihre Synagoge ein. Das heute noch erhaltene Gebäude beherbergte auch eine jüdische Schule und eine Lehrerwohnung; das Ritualbad der Gemeinde war in einem Nebenbau untergebracht. 1925 lebten noch 86 Jüdinnen und Juden in der Stadt (3 % der Ortsbevölkerung), die einige wichtige Gewerbebetriebe unterhielten.

Während des Novemberpogroms 1938 sprengten SA-Männer die Synagoge, wodurch deren Decke heruntergerissen wurde. Im Anschluss an ihr Zerstörungswerk zog die SA durch Hemsbach und demolierte mehrere jüdische Wohnungen.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Synagoge

Die ehemalige Mikwe beim Synagogengebäude (Mittelgasse 16) beherbergt ein Museum zur jüdischen Ortsgeschichte: www.ehemalige-synagoge-hamsbach.de.

Friedhof

Der am oberen Mühlweg gelegene jüdische Friedhof gehört zu den größten jüdischen Begräbnisstätten Badens.

Stolpersteine

Hemsbacher „Stolpersteine": www.ehemalige-synagoge-hamsbach.de

Quellen
Beringer, Rudolf: Synagoge und Judenfriedhof in Hemsbach, in: Orte des Gedenkens u. Erinnerns in Baden-Württemberg, Stuttgart 2007, S. 179-184
Fischer-Hoffmann, Christa-Renata (Bearb.): Der jüdische Verbandsfriedhof Hemsbach, 2 Bde. 1993
Kastner, Julius Friedrich (Hg.): Heimatbuch Hemsbach. 1980, S. 434-462