Ettlingen
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Gedenkstein in Ettlingen

48.943208, 8.3980172

Deportation

Am 22. Oktober 1940 wurden aus Ettlingen neun Jüdinnen und Juden nach Gurs deportiert. Als einziges Mitglied der jüdischen Gemeinde Ettlingen durfte der in „privilegierter Mischehe“ lebende Dr. Karl Lingert zurückbleiben. Vier Ettlinger Deportierte starben im Lager Gurs, drei kamen in Auschwitz ums Leben. Die überlebenden Klara Falk wanderte nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA, Berthold Mayer verstarb 1954 in der französischen Stadt Limoges.

Jüdische Ortsgeschichte

Die 1349 in Ettlingen bezeugten Juden wurden Opfer der in ganz Mitteleuropa grassierenden Pestpogrome. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg lebten wieder jüdische Familien in der baden-badischen Stadt. Ihre Häuser standen in der heutigen Färbergasse, der früheren Judengasse. An der Alb, nicht weit entfernt von der Judengasse, erbaute sich die jüdische Gemeinde 1848/49 ihre erste Synagoge (Tafel). Das kleine Gotteshaus entsprach jedoch mit der Zeit nicht mehr den Bedürfnissen der wachsenden jüdischen Gemeinde, deshalb wurde sie 1888 durch ein neues und zeitgemäßes Gebäude in der Pforzheimer-Straße ersetzt. Einer der wichtigsten Betriebe Ettlingens war die 1878 gegründete „Vogel & Bernheimer Zellstoff- und Papierfabrik AG Ettlingen" mit etwa 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (Stand 1934). Daneben existierten 1933 in Ettlingen noch mehrere jüdische Geschäft: U. a. eine Mehl- und Futtermittelgeschäft, vier Viehhandlungen, ein Schuhgeschäft, zwei Kaufläden, eine Metzgerei und das koschere Gasthaus „Zur Rose".

Nur langsam gelang es den Nationalsozialisten in Ettlingen das gute Verhältnis zwischen Juden und Christen in Ettlingen zu zerstören. Als im Oktober 1938 fast alle jüdische Jüdinnen und Juden polnischer Abstammung an die polnische Grenze abgeschoben werden sollten, wurde auch die Ettlinger Familie Spielmann abgeholt. Während des Novemberpogroms 1938 übernahm eine Gruppe Westwallarbeiter die Rolle des „Volkszorns" und steckte die Synagoge in Brand.

Von den 1933 in Ettlingen registrierten 48 jüdischen Einwohnern kamen in der Zeit des Nationalsozialismus mindestens 20 ums Leben.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Synagoge

Am Standort der ehemaligen Synagoge (Pforzheimer Straße 33) erinnern zwei Gedenktafeln und ein auf der gegenüber liegenden Straßenseite befindliche „Denkmal wider das Vergessen“ (Künstlerin Irmela Maier) an die jüdische Gemeinde Ettlingen.

Quellen
Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis (Hg.): „Stolpersteine in Ettlingen“, Ettlingen 2018
Lorch, Wolfgang: Jüdisches Leben in Ettlingen. Jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Zeit des Nationalsozialismus, Ubstadt-Weiher u. a. 2010
Rauh-Kühne, Cornelia: Die Ettlinger Juden in den Jahren 1933-1940, in: Ettlinger Hefte, 23 (1989), S. 21-36