Dossenheim
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Gedenkstein in Dossenheim

49.453626, 8.671744

Deportation

Da die letzten Mitglieder der jüdischen Gemeinde Dossenheim nach dem Novemberpogrom 1938 in andere Orte zogen, wurden am 22. Oktober 1940 aus Dossenheim keine Jüdinnen und Juden deportiert. Deshalb erinnern die Dossenheimer Gedenksteine an die aus anderen badischen Orten nach Gurs deportierten Dossenheimer Juden und Jüdinnen.

Jüdische Ortsgeschichte

Im ehemals kurpfälzischen Dossenheim existierte eine jüdische Kleingemeinde, deren Wurzeln ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Es ist nicht bekannt, ob sie eigene Einrichtungen besaß. Im 19. Jahrhundert besuchten ihre Mitglieder zumeist die Synagoge im benachbarten Schriesheim. 1850 lebten 20 Jüdinnen und Juden im Ort (1 % der Gesamtbevölkerung), 1885 30 (Höchstzahl), 1925 nur noch fünf. Die bekannteste jüdische Persönlichkeit aus Dossenheim war Bernhard Oppenheimer, der um 1880 eine Getreide- und Futtermittelhandlung gegründet hatte.

1938, im Jahr des Novemberpogroms, lebten in Dossenheim nur noch Sigmund Oppenheimer mit seiner Frau Klara und dem Sohn Walter. Die Familie musste erleben, wie die SA in ihre Wohnung eindrang und ihr Mobiliar zum Fenster hinauswarf. Nach dem Pogrom zogen die Oppenheimers nach Heidelberg, wo sie sich in der Anonymität der großen Stadt mehr Sicherheit versprachen. Am 22. Oktober 1940 musste das Ehepaar Oppenheimer einen von Heidelberg ausgehenden Sonderzug besteigen. Ihr Sohn Walter wohnte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bei ihnen. Im August 1942 wurden Sigmund und Klara Oppenheimer von Gurs aus in das Sammellager Drancy verlegt und von dort aus nach Auschwitz verschleppt. Es ist davon auszugehen, dass sie gleich bei ihrer Ankunft in Auschwitz von den Nazis ermordet wurden.

 

Quellen
Hundsnurscher, Franz / Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte, Schicksale. Veröffentlichung der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 19, Stuttgart 1968, S. 256