Schmieheim

Gruppe: 2007 / Jugendliche der Evangelischen Kirchengemeinde Schmieheim

Der Schmieheimer Memorialstein ist aus einem Mauerstein der ehemaligen Synagoge Kippenheim gehauen, der bei der Renovierung dieses Gebäudes im Jahr 1986 nicht wieder verwendet wurde. Ein tiefer Spalt droht den Stein in zwei Hälften zu trennen. Mit diesem Motiv wollen die Jugendlichen die Spaltung der Juden und Christen nach 1933 verdeutlichen. Vor der NS-Zeit hatten die beiden Gruppen weitgehend in friedlicher Nachbarschaft zusammengelebt. Die Efeuranken erinnern an die Gräber auf dem jüdischen Friedhof, der um den Stein gewundene Stacheldraht symbolisiert die Gewalt, die den Juden angetan wurde.


Vor Ort: Platz vor der evangelischen Kirche gegenüber dem Kriegerdenkmal

Geschichtsabriss:

Die jüdische Gemeinde Schmieheim wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts gegründet. 1864 machte der Anteil der Juden in Schmieheim etwa 50% der Einwohnerschaft aus. Der Anteil der Juden an der deutschen Gesamtbevölkerung lag in dieser Zeit bei etwa einem Prozent. Noch 1933 gab es am Ort fünf Pferdehändler und vier Viehhändler, drei Manufakturwarengeschäfte, zwei Kolonialwarengeschäfte, zwei Zigarrengeschäfte, eine Zigarrenfabrik mit Großhandel, eine Likörfabrik, eine Drahtgeflecht- und Siebfabrik. Es gab eine Mazzenbäckerei, eine weitere Bäckerei und eine jüdische Gastwirtschaft mit Metzgerei. Die erste Synagoge (Schlossstraße 10) aus dem Jahr 1720 wurde 1814 durch eine größere Barocksynagoge ersetzt (Umbau und Erweiterung 1846). Am 10. November 1938 demolierten Angehörige der Lahrer Gebietsführerschule das Gotteshaus. Nach der Pogromnacht feierten die Schmieheimer Juden ihre Gottesdienste im Obergeschoss der jüdischen Wirtschaft „Zur Krone“ (Dorftstraße 13, heute Metzgerei). 1950 wurde die Synagoge zu einer Fabrik umgebaut und ein Anbau angefügt. In den 1990er Jahren erfolgte die Umwandlung zu einem Wohnhaus. Die Westfassade erinnert noch am meisten an das frühere Aussehen des Gebäudes.

Zwischen 1827 und 1893 war Schmieheim Sitz des Bezirksrabbinates, dem alle israelitischen Gemeinden der südlichen Ortenau angehörten. Das 1867 erbaute Rabbinatsgebäude (Kirchstraße 6) diente bis 1876 auch als Schulhaus der israelitischen Gemeinde (danach der politischen Gemeinde), außerdem war dort die Vorsängerwohnung untergebracht. In einem Haus (Kirchstraße 8) neben dem Schulhaus war das Ritualbad eingerichtet. 1682 wurde von den Ettenheimer Juden ein Friedhof auf Schmieheimer Gemarkung angelegt (Fläche 140,04 a, ca. 2600 Gräber, ältester Grabstein von 1701), der mit der Zeit auch von den anderen jüdischen Gemeinden der Umgebung genutzt und in einen Verbandsfriedhof umgewandelt wurde. Dort befindet sich ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs der Mitgliedsgemeinden des Begräbnisverbandes. Der „Bernheim-Brunnen“ in der Dorfstraße erinnert an den 1848 geborenen und später in die USA abgewanderten Issak Wolf Bernheim. Dank seiner Spende konnte in den 1920er Jahren eine öffentliche Wasserversorgung im Ort angelegt werden.

In der NS-Zeit kamen von den 1933 in Schmieheim wohnhaften 120 Personen mindestens 45 ums Leben. 

Der evangelische Kindergarten ist nach Hanna Baumann (1935-1941 ermordet), dem letzten in Schmieheim geborenen jüdischen Kind benannt. Eine Friedenslinde für Hanna Baumann wurde 2002 im Garten des Kindergartens gepflanzt.

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