Riedöschingen (Blumberg)
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47.84404, 8.608031

Deportation

Am 22. Oktober 1940 wurde Josef Grunkin (1908-1945 fte.) von Riedöschingen aus nach Gurs deportiert. Seine aus Weißrussland eingewanderte Familie lebte seit 1912 in Lörrach. Nach seiner Verhaftung und Entlassung aus dem KZ-Dachau im November 1938 zogen ihn die Behörden zu Gleis- und Straßenarbeit heran, zuletzt in Blumberg/Riedöschingen, wo er beim Auf- und Ausbau der Eisenerzgewinnung der Doggererz AG arbeitete. Seine Mutter Fanny und seine Schwester Marie (Marilie) Grunkin wurden am 22. Oktober 1940 in Lörrach von den Nazis abgeholt. Da die Geschwister Grunkin und ihre Mutter mit verschiedenen Zügen nach Gurs fahren mussten, sahen sie sich erst im Lager wieder. Fanny Grunkin musste nicht lange im Lager ausharren, ihre in der Schweiz lebende Tochter Rosel hatte sie „freigekauft“ und zu sich nach Riehen bei Basel geholt. 32 Briefe und Postkarten der in Gurs zurückgebliebenen Geschwister Josef und Marie an die Mutter und an die Schwester sind erhalten. Ein Brief vom August 1942, in dem Josef Grunkin ihnen seinen bevorstehenden Abtransport nach dem Osten ankündigte, war sein letztes Lebenszeichen: „Meine Lieben! Mama & Rosl! Gestern, Dienstag 24/8/42 wurde auch ich für die Reise eventuell nach dem Osten abgeholt. Im Augenblick kann ich allerding noch gar nichts sagen. Wenn ja, dann hoffe ich zu Marilie zu kommen, und insofern bin ich gar nicht traurig. Wenn einigermaßen möglich, werde ich Euch auf dem Laufenden halten. Hoffet auf ein baldiges Wiedersehen und keine Angst! Herzl. Grüsse Euer Sepp!“

Am 1. September 1942 verschleppten ihn die Nationalsozialisten Josef Grunkin von Gurs über das Sammellager Drancy nach Auschwitzt. Vermutlich wurde er dort als arbeitsfähig eingestuft und in verschiedenen Lagern eingesetzt, sonst wäre er gleich bei seiner Ankunft im dem Todeslager ermordet worden. Am 1. Dezember 1944 brachte man ihn in das Buchenwalder Außenlager Langensalza, wo er für das Unternehmen Junker Zwangsarbeit leisten musste. Als amerikanische Soldaten am 11. April 1945 das KZ-Buchenwald und seine Außenlager befreiten, war Josef Grunkin nicht mehr am Leben.

Quellen
Pro Stolpersteine Vilingen-Schwenningen e. V.: Die Deportation jüdischer Villinger und Villinger nach Gurs 22. Oktober 1940, Villingen 2020
Seiler, Lukrezia (Hg.): Was wird aus uns noch werden? Briefe der Lörracher Geschwister Grunkin aus dem Lager Gurs, 1940-1942, Zürich 2000