Rheinbischofsheim

Gruppe: 2008 / Konfirmandengruppe der Evangelischen Kirchengemeinde und Schülerinnen und Schüler des Anne-Frank-Gymnasiums Rheinbischofsheim

Das Rheinbischofsheimer Mahnmal ist ein Glaskasten, der mit großen Kieselsteinen aufgefüllt wurde. Jeder Kieselstein ist wie ein Gruß von Freunden oder Angehörigen aus der Heimat, an die Vorübergehenden - ein Gedenken, das an einen alten jüdischen Brauch anknüpft. Eine solche Praxis ist auch von jüdischen Friedhöfen bekannt, wo Besucher ihren verstorbenen Angehörigen Steine auf den Grabstein legen. „Die Kieselsteine im Mahnmal sollen ein Sinnbild sein für das Haus einer neuen Menschlichkeit, die Fremde und Fremdes nicht ausschließt, sondern integriert und bejaht.“ Das Material Glas deutet auf die Transparenz hin, die die Gruppe vor allem in Bezug auf die Zeit des Dritten Reiches einfordert.


Vor Ort: Der Gedenkstein steht vor der evangelischen Kirche

Geschichtsabriss:

Die Gründung der jüdischen Gemeinde Rheinbischofsheim geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Sie gehörte zum Bezirksrabbinat Bühl. Für das wirtschaftliche Leben Rheinbischofsheims waren die jüdischen Handels- und Gewerbebetriebe von großer Bedeutung. 1933 gehörten jüdischen Eigentümern eine Edelbranntweinbrennerei, vier Textilgeschäfte, eine Eisenhandlung, eine Mehl- und Getreidehandlung sowie eine Seegarnspinnerei. Auch ein jüdischer Rechtsanwalt und drei jüdische Viehhändler waren im Ort. Um 1815 wurde ein Gemeindezentrum (Oberdorfstrasse 3) erbaut, das Synagoge, Schulsaal und die Wohnung des jüdischen Lehrers umfasste. Vermutlich war in einem Nebengebäude auch ein rituelles Bad untergebracht. In den Pogromtagen im November 1938 zerstörten österreichische SS-Leute und örtliche Parteigenossen, angeführt von dem damaligen Ortsgruppenführer und dem Ortspolizisten, die Inneneinrichtung der Synagoge. Sie zerschlugen die Fenster und die Bänke und warfen den Kronleuchter und den Toraschrein sowie die rituellen Gegenständen in den Vorhof, mit denen sie ein großes Feuer entfachten. Das Gebäude selbst wurde nicht angezündet. 1953 wurde es abgebrochen, der Platz wurde nicht mehr bebaut. Ihre Toten begruben die Rheinbischofsheimer Juden auf dem Verbandsfriedhof in Kuppenheim. Um 1800 betrieb die Familie von Löw Simson die Einrichtung eines eigenen Friedhofs für die jüdische Gemeinde Rheinbischofsheim. Da sich fast alle Juden im Ort für die Beibehaltung des bisherigen Begräbnisplatzes in Kuppenheim aussprachen, erreichte Löw Simson nur eine private Begräbnisstätte für seine Familie. Bis heute besteht dieser kleinste jüdische Friedhof Baden-Württembergs im Gewann Schießrain mit einem noch erhaltenen Grabstein von 1819. Seit 1830 bestatteten die Rheinbischofsheimer Juden ihre Toten in Freistett.

Von den 1933 in Rheinbischofsheim wohnhaften 57 jüdischen Personen wurden mindestens 11 ermordet.

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