Philippsburg

Das Motiv des Philippsburger Steins wurde von den Schülern Simon Braun und Szymon Widomski von der Konrad-Adenauer-Schule Philippsburg entwickelt.  Der nach deren Entwurf von dem Steinmetz Kas Sauer hergestellte Stein trägt zwei Sterne: Der äußere Stern erinnert an die ehemalige Festung von Philippsburg, deren Grundriss die Form eines Sternes mit sieben Türmen aufwies. Das Innere der sternartigen Festung birgt einen Davidstern.

Geschichtsabriss:

Möglicherweise hielten sich jüdische Familien bereits im 14.Jahrhundert in der unmittelbaren Region um Philippsburg auf, das damals Udenheim hieß. Doch erst seit dem 17.Jahrhundert lassen sich dauerhafte Ansiedlungen von Juden urkundlich nachweisen. Zu der Zeit, als Philippsburg den speyrischen Fürstbischöfen als Residenz diente, lebten fast zehn jüdische Familien hier; doch mit der Verlegung der Residenz nach Bruchsal wanderten auch die Juden ab. Erst nach 1820 ließen sich wieder einige Juden in Philippsburg nieder. Die hiesige Judenschaft verfügte in der Weißetorstraße/Ecke Alte Kirchstraße über einen Betsaal. Mit dem Bau eines Synagogengebäudes um 1850 wurde der bislang genutzte Gebetsraum im Keller eines jüdischen Anwesens aufgegeben. Für religiöse Aufgaben war ein seitens der Gemeinde angestellter Religionslehrer zuständig, der zugleich auch als Vorbeter und Schächter tätig war. Unter den jüdischen Lehrern ist insbesondere Moritz Neuburger zu nennen, der fast ein halbes Jahrhundert (bis 1938) dieses Amt inne hatte. Einen eigenen Friedhof besaßen die Philippsburger Juden zunächst nicht; ihre Verstorbenen wurden auf dem jüdischen Verbandsfriedhof in Obergrombach beerdigt. Seit Ende der 1880er Jahre gab es dann im Huttenheimer Wald eine eigene Begräbnisstätte.

Seit 1885 gehörten die in Oberhausen, seit 1903 auch die wenigen noch in Liedolsheim lebenden jüdischen Bewohner zur Synagogengemeinde Philippsburg. 1827 wurde die Gemeinde Philippsburg dem Rabbinatsbezirk Bruchsal zugewiesen. Mitte des 19.Jahrhunderts erreichte die Zahl jüdischer Bewohner in Philippsburg ihren Höchststand, danach wanderten aber immer mehr Juden ab. Die Philippsburger Juden verdienten in den 1920er Jahren ihren Lebensunterhalt als Landesprodukten-, Textil- und Manufakturwarenhändler; zudem gab es zwei Viehhändler und einen Zigarrenfabrikanten; eine jüdische Familie betrieb eine Druckerei und einen Verlag, der die Lokalzeitung herausgab.

Da die jüdischen Einwohner weitestgehend in die hiesige Kleinstadtgesellschaft integriert waren, gelang es den NS-Machthabern nur allmählich, die Juden auszugrenzen und ins wirtschaftliche Abseits zu stellen. Während der „Kristallnacht“ vom November 1938 setzten einheimische und auswärtige SA-Angehörige das Synagogengebäude in Brand; es brannte völlig aus. Die Ruine wurde Wochen später niedergelegt und das Grundstück neu überbaut. Insgesamt mehr als 20 Philippsburger Juden gelang es bis Kriegsbeginn zu emigrieren, so in europäische Länder und in die USA. Die letzten ca. 20 Philippsburger Juden wurden Ende Oktober 1940 nach Gurs deportiert. Mindestens 17 von ihnen wurden Opfer der Shoa.

1954 kehrte der letzte jüdische Lehrer Philippsburgs, Moritz Neuburger (er war von 1889 bis 1938 hier tätig gewesen), in seinen Heimatort zurück; im gleichen Jahre verstarb er und wurde auf dem hiesigen jüdischen Friedhof am Rande der Molzau beerdigt. Heute stehen auf dem Gelände des jüdischen Friedhofs noch 47 Grabdenkmäler. Eine Gedenktafel erinnert heute an die frühere Synagoge.

Literatur

F.Hundsnurscher/G.Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden - Denkmale, Geschichte, Schicksale, Hrg. Archivdirektion Stuttgart, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1968, S. 237 ff.

Joachim Hahn, Erinnerungen und Zeugnisse jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, S.297

Monika Preuß (Bearb.), Der jüdische Friedhof Philippsburg-Huttenheim, Unveröffentlichte Grunddokumentation des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg, 1992

Jürgen Stude, Geschichte der Juden im Landkreis Karlsruhe, Hrg. Landsratsamt Karlsruhe, Karlsruhe 1997, S. 377 - 380

Konrad Odenwald, Das Schicksal der jüdischen Synagogengemeinde Philippsburg, in: Heimatbuch Philippsburg 8, o.J., S. 194 - 204

M.Wildmann/E.R.Wiehn (Hrg.), Und flehentlich gesegnet - Briefe der Familie Wildmann aus Rivesaltes und Perpignan. Jüdische Schicksale aus Philippsburg 1941 - 1943, Hartung-Gorre Verlag, Konstanz 1997

Philippsburg mit Oberhausen, in: alemannia-judaica.de (mit einigen Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)

Joachim Hahn/Jürgen Krüger, “Hier ist nichts anderes als Gottes Haus ...” Synagogen in Baden-Württemberg, Teilband 2: Orte und Einrichtungen, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2007, S. 380/381

Dieter Haas, Biographisches Gedenkbuch der Philippsburger Juden 1933 – 1945, online abrufbar unter: genolo.de (Anm.: sehr informative Seiten)

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