Leimen

Gruppe: 2010 / Schülerinnen der Geschwister-Scholl-Schule Leimen-St. Ilgen 

Drei Schülerinnen der Geschwister-Scholl-Schule aus Leimen-St.Ilgen stießen bei ihren Recherchen auf Briefen der Leimener Deportierten, die diese aus dem Lager Gurs an Verwandte in Amerika geschrieben hatten. Die Memorialsteines bringen die Hoffnung auf Überleben, die aus diesen Briefen spricht zum Ausdruck. Die Kerzenform des Steins entspricht dieser bleibenden Hoffnung. Zum Symbol für die Trauer um die Opfer fließen Tropfen in Form von Tränen den Stein hinab Eine gebrochene Weinrebe symbolisiert das Herausreißen der Juden aus ihrem Lebensumfeld.


Vor Ort: Vorrübergehend im Foyer des Alten Rathauses (Seligmannpalais, Rathausstr. 8)

Link zum Mahnmal-Projekt-Leimen auf der Homepage der evangelischen Kirchengemeinde Leimen

Geschichtsabriss:

Im Jahre 1780 lebten in Leimen 82 Juden. Die bedeutendste jüdische Familie dieser Zeit war in Leimen die Familie Seligmann. Aron Elias Seligmann (1747 – 1824) war kurpfälzischer Hoffaktor und ließ das heutige „Alte Rathaus“ als schlossartiges Wohnhaus erbauen. Danach gab es im Laufe des 19.Jahrhunderts einen ständigen Rückgang der Anzahl jüdischer Mitbürger in Leimen wegen der Abwanderung nach Mannheim und Übersiedlung der Familie Seligmann nach München. Die jüdische Gemeinde in Leimen wurde schließlich am 20.März 1905 aufgelöst und die Synagoge für 8000 Mark an die politische Gemeinde verkauft und abgerissen. Die in Leimen noch ansässigen Juden gehörten fortan zur jüdischen Gemeinde im benachbarten Nußloch. Nach Emigrationen in die USA und nach England im Laufe der dreißiger Jahre verblieben in Leimen noch vier Bürger jüdischen Glaubens.

Am 22.Oktober 1940 wurden Hugo Mayer und seine Frau Karolina, sowie Karoline Bierig und ihre Tochter Selma aus dem Haus von Hugo Mayer in der damaligen Rohrbacher-Str. 2 (heutige Rohrbacher-Str. 12 in 69181 Leimen) nach Gurs deportiert. Hugo Mayer verstarb am Neujahrsabend 1942 wegen schwerer Krankheit im Lager Noé. Seine Frau Karolina Mayer wurde 1944 in Auschwitz ermordet, wo auch Karoline und Selma Bierig bereits 1942 gewaltsam zu Tode kamen.

In den 70er/80er-Jahren gab es einen langen Briefwechsel zwischen den Kindern von Hugo und Karolina Mayer und der Stadt Leimen, in dem die Kinder darum baten, dass man in Leimen in geeigneter Weise ihrer Eltern gedenkt. Die Stadt Leimen hatte offenbar große Schwierigkeiten diesem Wunsch zu entsprechen. Jedenfalls entschied man sich erst nach vielen Jahren dazu, dass in St.Ilgen der Platz vor der alten Zigarrenfabrik zum Hugo-Mayer-Platz ernannt wurde und an der Zigarrenfabrik eine Gedenktafel angebracht wurde. Diese Fabrik hatte aber mit Hugo Mayer nichts zu tun. Hugo Mayer war stattdessen von 1899 – 1918 der Besitzer der Bergbrauerei Leimen.

Seit 2010 begann dank des Engagements der drei Schülerinnen Katharina Belman, Anastasia Gammermajster, Sabina Kinderknecht und ihres Lehrers Martin Delfosse mit der Teilnahme am ökumenischen Jugendprojekt Mahnmal ein neuer Versuch, um an die deportierten jüdischen Mitbürger in würdiger Weise zu erinnern. Nach langem Ringen mit der Stadt Leimen über den geeigneten Aufstellungsort für den von den drei Jugendlichen erstellten Gedenkstein wurde schließlich auf der Sitzung des Gemeinderates der Stadt Leimen vom 21.März 2013 beschlossen, dass der Stein vorläufig im Foyer des Alten Rathauses aufgestellt wird, bis er endgültig im Rahmen der Umgestaltung des Rathausplatzes an einer zentralen Stelle des Platzes aufgestellt werden kann. Die Einweihung des Steines erfolgte im Rahmen einer Gedenkfeier am 9.November 2013 im Foyer des Alten Rathauses (Seligmannpalais, Rathausstr. 8) in Anwesenheit der Nachfahren der aus Leimen deportierten jüdischen Mitbürger. Es bleibt zu hoffen, dass die Stadt Leimen ihr Wort hält und der Gedenkstein seinen endgültigen Standort auf einer zentralen Stelle des Rathausplatzes auch tatsächlich erhält.

Martin Delfosse, August 2017

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