Külsheim
Beschreibung des Steines aus Külsheim
Die Külsheimer verwendeten für ihren Gedenkstein einen Teil eines alten Eichenbalkens entschieden, welcher von einem Gebäude in der alten „Judenschulgasse“ in Külsheim stammt. Der Eichenbalken in der Mitte des Steines symbolisiert das Vergängliche und schaffte eine direkte Verbindung zu den damals ortsansässigen jüdischen Bürgern. Die Verkleidung aus reinem Edelstahl steht für das Beständige, dort stehen die Namen und die Geburtsdaten der 13 aus Külsheim deportierten Mitbürger.
Geschichtsabriss:
Bis zu den Verfolgungen Mitte des 14.Jahrhunderts bestand im badischen Külsheim eine mittelalterliche jüdische Gemeinschaft. Um 1700 wurden die Wurzeln einer neuzeitlichen Gemeinde gelegt. Um 1790 erbaute die Külsheimer Judenschaft eine Synagoge, in der auch die jüdische Elementarschule untergebracht war, die ab 1876 als Religionsschule geführt wurde. Als Bedingung für den Synagogenbau war verfügt worden, dass „die Judenschul auf die Gass zu ohne Fenster geschlossen aufgefürth“ wurde. Unweit der Synagoge befand sich das rituelle Bad. Ein am Stadtrand gelegener Friedhof wird 1658 zum ersten Mal erwähnt. Auch jüdische Gemeinden der näheren Region wie Gissigheim, Hardheim, Hochhausen, Königheim und Tauberbischofsheim begruben bis in die zweite Hälfte des 19.Jahrhunderts hier ihre Toten. 1875 wurde der Friedhof für die Benutzung durch die auswärtigen jüdischen Gemeinden geschlossen. Seit 1827 war Külsheim dem Bezirksrabbinat Wertheim zugeteilt. Die Kühlsheimer Juden waren Händler; neben kleinen Ladengeschäften gab es mehrere Viehhandlungenr.
In der NS-Zeit - 1933-1945
Während der Novembertage 1938 blieb das Synagogengebäude von Zerstörung verschont; allerdings fanden Plünderungen statt. Die Thorarollen waren schon im Sommer 1938 nach Tauberbischofsheim gebracht worden; dort fielen sie - zusammen mit anderen Kultgeräten - im November 1938 der öffentlichen Verbrennung zum Opfer. Drei jüdische Männer wurden inhaftiert und ins KZ Dachau verbracht. Das Synagogengebäude war ins Eigentum eines Külsheimer Landwirts übergegangen; 1943 brannte die ehemalige Synagoge ab. Mit dem Abtransport von 13 Juden aus Külsheim ins südfranzösische Gurs endete am 22.Oktober 1940 die Geschichte der jüdischen Gemeinde Kühlsheim. Mindestens gebürtige 15 Külsheimer Juden wurden Opfer der NS-Verfolgung.
Gedenken
Die einzigen Relikte ehemals jüdischen Lebens in Külsheim sind die teilweise sehr alten Grabsteine auf dem Friedhof. Eine Tafel informiert die Besucher über die Beerdigungsriten und die Besonderheiten eines jüdischen Friedhofes.
Literatur
Gerhardt, Ulrich: Jüdisches Leben im jüdischen Ritual. Studien und Beobachtungen 1902 - 1933, in: Studia Delitzschiana, Neue Folge. Texte und Abhandlungen zur Geschichte und Literatur des Judentums, Bd. 1, Heidelberg 1980
Hahn, J. / Krüger, J.: “Hier ist nichts anderes als Gottes Haus ...” Synagogen in Baden-Württemberg, Teilband 2: Orte und Einrichtungen, Stuttgart 2007, S. 266 - 268
Hahn,Joachim: Erinnerungen und Zeugnisse jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg, Stuttgart 1988, S. 345 - 348
Herwig John: Geschichte der Juden in Külsheim, in: Weiß/Edelmann/Lauf (Hrg.), Geschichte der Brunnenstadt Külsheim, Külsheim 1992, Band II, S. 129 - 169
Hundsnurscher, F. / Taddey, G.: Die jüdischen Gemeinden in Baden - Denkmale, Geschichte, Schicksale, Hrg. Archivdirektion Stuttgart, Stuttgart 1968, S., S. 170/171
Mühlinghaus, Gerhard Wilhelm Daniel: Der Synagogenbau des 17. u. 18.Jahrhunderts im aschkenasischen Raum, Dissertation, Philosophische Fakultät Marburg/Lahn, 1986, Band 2, S. 230/231
Spengler, Wilhelm: Wirkendes Leben, ein Arzt erzählt, Lengerich/Westfalen 1960, S. 85 - 92
Thon, Michael (Bearb.): Grunddokumentation des Jüdischen Friedhofs Külsheim, Unveröffentlichte Grunddokumentation des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg, 2000