Kehl

Geschichtsabriss:

Erst ab 1862 durften sich jüdische Personen in Kehl niederlassen. Eine Gemeinde etablierte sich rasch, sie gehörte wie alle jüdischen Gemeinden im früheren Landkreis Kehl dem Bezirksrabbinat Bühl an. Die Kehler Juden betrieben eine Anzahl von Handelsgeschäften und Gewerbebetrieben (darunter eine Sack- und Deckenfabrik, eine Getreide-, Mehl- und Futtermittelgroßhandlung, Textilwarenhandlungen, Viehhandlungen). Der jüdische Arzt Dr. Karl Rosenthal (1944 in Auschwitz ermordet) übte bis 1938 seine Praxis aus. Mindestens 38 Kehler Juden sind zwischen 1933 und 1945 umgekommen. 1889 erbaute die 1881 gegründete israelitische Gemeinde an der Ecke Schul-/Kasernenstraße eine Synagoge im historisierenden Stil. Am Nachmittag des 10. Novembers 1938 drangen SS- und Gestapo-Männer in die Synagoge ein und zerstörten die rituellen Gegenstände. Bereits in den Jahren zuvor war die Kehler Synagoge Ziel antisemitischer Übergriffe. Nach der sog. „Reichskristallnacht“ verkaufte die israelitische Gemeinde das Synagogengebäude zwangsweise für 3.300 RM an die Stadt Kehl, die es 1939 abreißen ließ. Nach 1945 wurde das Synagogengrundstück neu bebaut. Die Toten der jüdischen Gemeinde Kehl wurden zunächst in Freistett beigesetzt. 1924 ließ sie einen Friedhof als Teil des allgemeinen städtischen Friedhofs (Friedhofstraße) einrichten, der bis zur Gegenwart belegt wird (Fläche 6,08 ar).

Seit 1983 erinnert eine Gedenktafel an der Nordmauer der evangelischen Friedenskirche an das Schicksal der jüdischen Gemeinde Kehl und ihrer Synagoge. 1991 ließ die Stadt Kehl eine Gedenkstele an dem Platz (neben der ehemaligen Stadthalle) aufstellen, wo nach der Pogromnacht die jüdischen Männer aus Kehl und Umgebung gefangen gehalten und misshandelt wurden. Mit den beiden Straßenbenennungen Dr. Rosenthal-Weg und der Lazarus-Mannheimer-Straße erinnert sie an zwei prominente Mitglieder der jüdischen Gemeinde.

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