Ettenheim
Auf der einen Seite des Ettenheimer Memorialsteins ist ein Ausschnitt der Steinrosette gemeißelt, die früher den Giebel der Westfassade der Synagoge Ettenheims krönte. Eine andere Seite zeigt Hände hinter Stacheldraht. In eine Öffnung des Steins ist eine Glasscheibe eingelassen, die aus der Werkstatt des Ettenheimer Glasermeister Vögele stammt. Diese Scheibe war vermutlich als Ersatz für beschädigte Scheiben der Ettenheimer Synagoge bestimmt. Vögle war Bürgermeister der Stadt Ettenheim, 1933 wurde er zwangsweise von den Nazis aus dem Amt entfernt.
Vor Ort: Rathausplatz
Geschichtsabriss:
Die mittelalterliche jüdische Gemeinde Ettenheims wurde 1349 während der Pestpogrome ausgelöscht. Zu einer Wiederansiedelung von jüdischen Handelsfamilien kam es im 17. Jahrhundert. Ihre neue Gemeinde gehörte dem Bezirksrabbinat Schmieheim-Offenburg an. 1933 gab es in Ettenheim an jüdischen Geschäften und Gewerbetreibenden ein Manufakturwaren- und ein Woll- und Kurzwarengeschäft, zwei Viehhandlungen, eine Metzgerei, die Gastwirtschaft „Zur Krone" sowie eine Rechtsanwaltspraxis.
In der NS-Zeit kamen von den 1933 in Ettenheim wohnhaften 31 jüdischen Personen mindestens vier ums Leben. Am 10. November 1938 zerstörten Ettenheimer SA-Männer und andere NS-Parteiangehörige die Inneneinrichtung und verbrannten einen Großteil der Kultgegenstände. Am 22. Oktober 1940 wurden die noch in Ettenheim verbliebenen Juden in das Internierungslager Gurs in Südwestfrankreich deportiert. Ein Betsaal wurde 1819 zum ersten Mal genannt. Die neue Ettenheimer Synagoge (Alleestraße 22) wurde 1881 eingeweiht (Architekt Wendelin Enderle, Gewerbelehrer in Ettenheim). Ihre Fassade zeigt eine Mischung klassizistischer Formen mit Anlehnungen an die Renaissance und die Romanik. Sie wurde bis in die Mitte der 1920er-Jahre regelmäßig zu Gottesdiensten genutzt, danach nur noch gelegentlich. 1939 wurde es zu einem Wohn- und Geschäftshaus umgebaut. Die große Rosette im Giebel dient heute als Brunneneinfassung auf dem Friedhof in Ettenheimmünster. Einer der Toraschrein-Vorhänge konnte gerettet werden und kann heute im Rathaus der Stadt Ettenheim besichtigt werden. Ein rituelles Bad wurde 1788 errichtet. Im 20. Jahrhundert benutzten die Ettenheimer Jüdinnen das Bad in Altdorf. Der Verbandsfriedfhof in Schmieheim ist im 17. Jahrhundert von der jüdischen Gemeinde Ettenheim eingerichtet worden. Dort wurden auch ihre Toten bestattet.
Eine Gedenktafel im Rathaus (Bürgersaal) hält die Erinnerung an diese Opfer wach Den Verschleppten gewidmet ist ein von Schülern der Ettenheimer Heimschule St. Landolin gestalteter Gedenkstein, den diese im Rahmen des „Ökumenischen Jugendprojektes Mahnmal“ 2007 erstellten. Der Stein steht auf dem Rathausplatz.