Berwangen
Die vier Jugendliche umfassende Berwangener Konfirmandengruppe schuf gemeinsam mit einem Steinmetz den Memorialstein für ihren Heimatort. Der eingekerkerte und angekettete Davidstern soll auf die Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten verweisen. Die Jugendlichen entschieden sich bewusst für einen Stern aus Edelstahl, um deutlich zu machen, dass Glauben fähig ist, die Gewalt letztendlich zu überwinden, denn alle verwendeten Materialien werden verrotten oder rosten - mit Ausnahme des Davidsterns aus Edelstahl. Nach jüdischer Tradition legt man Steinchen als Zeichen des Schutzes des Verstorbenen auf deren Grabsteine. Um Vorübergehenden diese Möglichkeit zu geben, meisselten die Jugendlichen Kuhlen auf der oberen Platte ihres Steines heraus.
Vor Ort: Auf dem kommunalen Friedhof
Geschichtsabriss:
In dem zum Ritterkanton Kraichgau gehörenden Berwangen bestand eine jüdische Gemeinde von der Wende des 17.118. Jahrhundert bis 1940. Erstmals wird 1719 von Juden berichtet. 1825 lebten 120 jüdische Personen am Ort (15,1 der Gesamtbevölkerung). Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1861 mit 194 Personen erreicht. Im Mai 1770 gab die Ortsherrschaft der Herren von Heimstatt der Judenschaft in Berwangen "auf deren untertäniges Bitten [ ... ] die gnädige Erlaubnis, eine Judenschule oder Synagoge erbauen zu dürfen". Die erste Synagoge wurde 1771 auf einem Gartengrundstück, das die beiden Schutzjuden Gerson Löw und Victor Joseph von der Herrschaft zu diesem Zweck geschenkt bekommen hatten, eingerichtet. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bestand ein eigener jüdischer Friedhof am Fürfelderweg mit ca. 100 Grabsteinen. Auf dem Friedhof befindet sich ein Gedenkstein für die "Opfer der Verfolgung 1933-45". Der Friedhof wurde 1973 zuletzt belegt. Aus Berwangen wurden am 22. Oktober 1940 acht Jüdinnen und Juden deportiert.
Literatur zu den Berwangener Juden:
Aus der Vergangenheit der jüdischen Gemeinde Berwangen, in: Mitteilungsblatt des Oberrats 13/1961, No.7 F.
Hundsnurscher/G.Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale - Geschichte - Schicksale, Hrg. Archivdirektion Stuttgart, Kohlhammer Verlag Stuttgart 1968, S. 43/44
Paul Sauer, Die Schicksale der jüdischen Bürger Baden-Württembergs während der nationalsozialistischen Verfolgungszeit 1933 - 1945, Stuttgart 1969 Gustav Neuwirth, Geschichte der Gemeinde Kirchardt und der Ortsteile Berwangen und Bockschaft, o.O. 1978 W. Angerbauer/
H.G.Frank, Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn. Geschichte - Schicksale - Dokumente, in: Schriftenreihe des Landkreises Heilbronn, Hrg. Landkreis Heilbronn, 1986, S. 46 - 50 Joachim Hahn, Erinnerungen und Zeugnisse jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, S. 232/233
Monika Preuß (Bearb.), Der jüdische Friedhof Kirchhardt-Berwangen, Unveröffentlichte Grunddokumentation des Landesdenkmalsamtes Baden-Württemberg, 1992 Peter Wanner, Erinnerungen an die jüdische Gemeinde von Berwangen, in: Berwangen Bockschaft Kirchardt - Ein 2. Heimatbuch 1993, S. 88 - 98
Joachim Hahn/Jürgen Krüger, “Hier ist nichts anderes als Gottes Haus ...” Synagogen in Baden-Württemberg, Teilband 2: Orte und Einrichtungen, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2007, S. 250 - 252