Altdorf

Gruppe: Klasse 10 des Städtischen Gymnasiums Ettenheim

Der Memorialstein aus Altdorf zeigt den siebenarmige Leuchter - eines der ältesten Symbole des Judentum. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10 des Städtischen Gymnasiums Ettenheim schreiben, was sie mit diesem Motiv Stein vermitteln wollen: „Er soll zeigen, dass die Juden aus ihrer Heimat, in diesem Fall Altdorf, vertrieben wurden, obwohl sie das gleiche Recht auf ihre Heimat wie jeder andere Mensch haben. Es soll auch bedeuten, dass die Juden genauso wie wir Christen Kinder Gottes sind und so zu uns als Geschwister im Glauben gehören.“ Auf der Oberseite des Steines sind Oberkörper von Menschen angedeutet, die die große Zahl der in Gurs und in anderen Orten umgekommenen Deportierten aus Altdorf symbolisieren.


Vor Ort: Vor dem Altdorfer Rathaus

Geschichtsabriss:

Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Altdorf reicht in das 17. Jahrhundert zurück. Sie gehörte zum Bezirksrabbinat Schmieheim-Offenburg.

Die Altdorfer Synagoge wurde 1868 auf dem Platz einer Vorgängersynagoge eingeweiht (Eugen-Lacroix-Straße 2). Charakteristisch für das von dem Freiburger Gewerbeschullehrer Georg Jakob Schneider entworfene Sakralgebäude war das dreiteilige Portal mit drei großen Hufeisenbogen, die teilweise noch erhalten sind. Im Oktober 1952 ließ die Gemeinde Altdorf das Gebäude zu einer Fabrik umbauen. Die charakteristischen Fenster verschwanden und wurden durch rechteckige Fabrikfenster ersetzt. Der linke und rechte Eingang wurde zugemauert und der mittlere vergrößert. 1970 verkaufte die Gemeinde Altdorf das Gebäude an einen örtlichen Gewerbebetrieb, der an der Westseite einen Vorbau anbringen ließ. Das Gebäude beherbergt nach behutsamer Innenrenovierung heute ein Atelier und eine Kunsthalle. Auf seiner Ostseite wurde 1998 von der Stadt Etttenheim eine Gedenktafel angebracht.

In der Schmieheimer Straße 27 stand das rituelle Bad. Das Gebäude ist vorhanden. An der ehemaligen „Judenschule“ (Schmieheimer Straße 7), die zwischen 1835-1876 als Schulhaus der jüdischen Gemeinde diente, sieht man noch Spuren der Mesusakapsel an der Eingangstüre. Das Gasthaus „Zum Hirschen“ (Ecke Jakob Dürrse-Straße/Eugen-Lacroix-Straße) diente zwischen 1764 und 1887 der jüdischen Gemeinde als koscheres Gasthaus. Ihre Toten brachten die Altdorfer Juden auf den Schmieheimer Verbandsfriedhof.

Am Mittag des 10. Novembers 1938 demolierten SA-Männer und weitere NS-Parteiangehörige die jüdischen Häuser und die Synagoge, sie stürzten auch die steinernen Gebotstafeln vom Synagogengiebel. In der NS-Zeit kamen von den 1933 in Altdorf wohnhaften 51 jüdischen Personen mindestens 22 ums Leben. Am 22. Oktober 1940 wurden die letzten 19 noch in Altdorf lebenden Juden in das Lager Gurs in Südwestfrankreich verschleppt. Für diese gestalteten Schülerinnen und Schüler des städtischen Gymnasiums 2007 im Rahmen des „Ökumenischen Jugendprojektes Mahnmal“ einen Erinnerungsstein.

Literatur

Historischer Verein: Schicksal u. Geschichte der jüdischen Gemeinden Ettenheim, Altdorf, Kippenheim, Schmieheim, Rust, Orschweier, 1997 (verschiedene Artikel zu den Altdorfer Juden)

Bloß, Melanie: Das Altdorfer Mahnmalprojekt: Verknüpfung von Wissen und Fühlen, in: Kirchengeschichtliches Autorenkollektiv: Kirchengeschichte - Landesgeschichte – Frömmigkeitsgeschichte, Remscheid 2008, S. 31-46

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